Awareness auf RAVES

RAVES werden oft als sicherer als Clubs empfunden, da sie in der Regel in geschlossenen Räumen mit begrenzter Reichweite und in kleineren, vertrauteren Kreisen stattfinden. Unsere Umfrage bestätigt dies: Während nur 30% der Befragten in RAVES negative Erfahrungen gemacht haben, sind es in Clubs über 70%.

Trotz dieser Tendenz zu mehr Sicherheit auf RAVES gibt es auch dort Fälle von Diskriminierung und (sexualisierter) Gewalt. Unsere Erfahrungen zeigen, dass Übergriffe auch bei kleineren Veranstaltungen und in vermeintlich
sicheren Räumen wie Uni-Veranstaltungen oder privaten Partys vorkommen.
Auch bei den Veranstaltern von RAVES gibt es oft die Meinung: „Bei uns gibt es keine Vo-
fälle“. Solche Aussagen beruhen meist darauf, dass die Betroffenen ihrer Veranstaltungen bisher keine Vorfälle gemeldet haben. Denn es ist offensichtlich, dass es bei RAVES Vorfälle gibt. Immerhin gaben auch in unserer Umfrage 30% der Befragten an, negative Erfahrungen auf RAVES gemacht zu haben. Dies zeigt leider, dass es keine Orte gibt, die völlig frei von Diskriminierung und Grenzverletzungen sind.
Natürlich stellt sich die Frage, warum Übergriffe nicht gemeldet werden. Die Gründe dafür sind vielfältig:• Angst, die Situation missverstanden zu haben
• Schuldgefühle oder die Annahme, selbst 
schuld zu sein
• Befürchtung, nicht ernst genommen zu werden
• Sorge, noch mehr angegriffen zu werden
• Angst, es könnte wie Rache aussehen
• Furcht vor Vorwürfen, zu sensibel oder 
überempfindlich zu sein
• Wunsch, die gute Laune 
nicht zu verderben
• Unklare Ansprechpartner
• oder schwer auffindbare Awareness-Teams
Deshalb gilt: Angebot schafft Nachfrage. Wer klare Awareness-Strukturen und Kommunika-
tionswege schafft, wird vielleicht überrascht sein, wie viele Menschen sich plötzlich melden. Die Vorfälle gab es auch vorher, die Meldungen zeigen nur, dass sich die Betroffenen jetzt sicher genug fühlen, um darüber zu sprechen.
Auch bei RAVES befinden sich das Organisationsteam und das Bar- und Technikpersonal in einer Machtposition gegenüber den Künstler_innen und Gäste_innen. Diese Dynamik kann zu Diskriminierung führen. Durch die Schaffung klarer Awareness-Strukturen und offener Kommunikationswege können diese Probleme besser angegangen und die Sicherheit für alle Beteiligten erhöht werden.
Mirca Lotz: Handbuch Awareness, 1. Aufl., München: Safe the Dance, 2023, S.29
Mit unserer Arbeit möchten wir keineswegs dazu ermutigen oder anregen, illegale Raves zu organisieren oder daran teilzunehmen. Unser Ziel ist es, das Bewusstsein für die Risiken und Gefahren zu schärfen, die mit unregulierten und unsicheren Veranstaltungen einhergehen. Durch unsere Informationen und Empfehlungen möchten wir dazu beitragen, dass Raves, die ohne formelle Sicherheitsvorkehrungen stattfinden, sicherer für alle Beteiligten werden. Dies beinhaltet Maßnahmen zur Verhinderung von Unfällen, zur Verbesserung der Notfallvorsorge und zur Schaffung einer sichereren Umgebung für Gäste und Besucher. Unsere Absicht ist es, das Risiko von Verletzungen und anderen negativen Folgen zu minimieren und eine verantwortungsbewusste und sichere Veranstaltungsplanung zu fördern.